Frische Küche & warum ich nachts schlecht schlafe
Nimm es Dir nicht so zu Herzen… Leichter gesagt als getan.
Eine berechtigte Kritik, ja oder nein??? Doch was macht das Internet mit mir. Dieser kleine Blogeintrag bezieht sich auf eine Rezession über unsere Markgräfler Winzerstuben auf dem Portal Tripadvisor. Hier der Link
Vorab möchte ich einige Fakten klären.
Ich habe heute den Eintrag gelesen. Der Gast war bei uns im Hause. Die Speisen wurden bestellt und ja die Oliven sind am Wochenende ausgegangen. Brot wurde noch nie einem Gast verweigert! Ganz im Gegenteil wir fragen nahezu immer ob wir noch ein wenig nachbringen dürfen. Die zuständige Servicemitarbeiterin hat heute frei und ich habe noch kein Nachgespräch mit Ihr geführt.
Sobald dies geschehen ist, werde ich ein Feedback auf die Rezession schreiben. Doch in der Zwischenzeit bis dahin passiert gerade etwas…
Was pasiert gerade?
Ich bin entäuscht. Wir haben einen Gast nicht zufriedengestellt und ja Kritik tut weh. Ich bin seit 22 Jahren in der Gastronomie tätig und führe seit 2005 diesen Betrieb. Das wir ab und an einen Fehler machen, eine Reklamation bekommen, das kommt vor. Denn auch wir machen Fehler, sind manchmal am Anschlag, unter Druck wenn ein Großteil der Gäste auf einmal kommen oder ähnliches passiert.
Wir kochen frisch, halten keine große Vorratshaltung und verwenden nahezu ausschließlich Frischprodukte (Ausnahme Essiggurken udn Oliven). Ist dann der Ansturm auf einzelne Gerichte oder Tagesgerichte groß, so gehen Produkte aus. Ist es absehbar, informiert die Küche vorab den Service umgehend, damit der Gast eben nicht solch eine Überraschung erleben muss. Bei Tagesgerichten entsteht diese Situation sogar täglich. Wer zuerst kommt, malt zuerst. Das ist der Fluch einer frischen Küche.
Dennoch wollen wir es nicht anders, ein anderer Kochstil im Sinne von einer massenhaft vorrätigen Küche kommt nicht in Frage. Frische Küche, das schmeckt man und kommt auch bei den Gästen gut an. Die Nachfrage ist enorm.
Aber zurück. Diese Enttäuschung setzt sich wehemennt in meinen Kopf. In Respekt vor dem freien Tag meiner Mitarbeiterin rufe ich jetzt nicht an, obwohl ich es schon genau wissen will. Am liebsten sofort. Es kocht in mir. Was ist dran? Wie wurde der Gast informiert, was passierte dann? Hat er vor Ort seinen Unmut Kund getan? Wie haben wir reagiert?
Hierbei ist das wir schon richtig platziert. Denn in den Augen des Gastes und in den Augen des Internets haben „wir“ ein schlechtes Bild abgegeben. Nicht der einzelne, nicht ein Teil. die gesamten Markgräfler Winzerstuben. Jemand außenstehendes würde vermutlich sagen: Was für ein Drama um so einen kleinen Vorfall. Doch es kommt noch heftiger.
Nicht wir sind jetzt verletzt, verunsichert und enttäuscht. Nein ich bin es. Ab hier wird es zu einer persönlichen Sache. Denn diese offenen Fragen nehme ich mit ins Bett. Ja, das bereitet schlaflose Nächte und kratzt am Ego. Noch schlimmer wird es wenn, ich mir vorhalte wie unausgeglichen diese Portale die Warheit über Betriebe wiederspiegeln. Jeden Tag haben wir begeisterte Gäste, geschrieben wird darüber jedoch viel zu selten. Da fällt eine Kritik schon ganz deutlich ins Gewicht. Verzerrt die empfundene Realität.
Am Ende geht es hier jedoch nicht um das Recht bekommen, es geht um den verlorenen Gast, um den einzelnen, trotz viel Betrieb und all der Frische. Wegen ihm sind wir da. Ein Gast in meinem Hause ist der Inhalt unserer Arbeit. Das nehme ich mit ins Bett und morgen kämpfen wir wieder gegen den Stress, den Ansturm und um gute Küche… für Sie!
Badenweilerbesucher
3. Oktober 2015 (22:37)
Gäste, die wegen Kleinigkeiten eine negative Rezension verfassen, gibt es. Gäste, die begeistert sind und keine Bewertungen schreiben, auch. Dazu gehöre ich. Wir waren im Sommer in den Winzerstuben, es herrschte Hochbetrieb, wir hatten keine Hoffnung auf einen Tisch im Freien. Aber der sehr freundliche und professionelle Kellner registrierte uns, bot uns einen in Kürze freiwerdenden Platz draußen an, gab uns für die Wartezeit schon mal die Speisekarte und einen Sitzplatz innen – besser kann man das nicht machen! Wenn Leute bei einem gut besuchten Lokal „Massenabfertigung“ unterstellen, ist das eine Frechheit. Nachfrage bedeutet, dass es den Leuten gefällt! Am Abend unseres Besuchs nahm sich der besagte Kellner trotz des Andrangs Zeit, einer Dame am Nebentisch ein Überraschungsdessert mit Mini-„Feuerwerk“ mit Ständchen zum Geburtstag zu bringen – kein Stammgast, sondern eine französische Besucherin, von deren Geburtstag er am Rande erfahren hatte und die sich riesig freute. Nebenbei wurden wir (mehrmals!) gefragt, ob alles recht sei und ob noch Brot gewünscht wird. Selten haben wir so zufrieden ein Lokal verlassen! Lassen Sie sich nicht aus der Ruhe bringen – selbst wenn mal eine Servicekraft den leeren Brotkorb übersieht oder ein Gast wegen ein paar fehlender Oliven im Salat gleich miese Bewertungen verfasst, stimmt Ihr Konzept. Und Ihr Kellner hat 10 Sterne verdient!
Joerg Calvis
2. November 2015 (15:04)
Vielen Dank für diese wundervolle Rückmeldung. Das bestärkt uns in unserer Arbeit.
Liebe Grüße aus den Winzerstuben.